Das Ende unserer vielfältigen Marokko-Zeit naht!

Zwei Wochen Marrakech sind genug und ohne Nespresso-Panne wären wir längst schon bei den Ouzoud-Wasserfällen angekommen. Diese liegen 160 km nordöstlich von Marrakech und die Strecke führt durch ungeahnt bezaubernde Berglandschaften. Mal hat man das Gefühl durch Andalusien mal durch die Toscana unterwegs zu sein. Sanfte Hügel, Olivenbäume ohne Ende und im Hintergrund das verschneite Atlasgebirge.

Mit den imposanten Wasserfällen (da kann der Rheinfall nicht mithalten) ist dem Ort der Touristenrummel sicher! Auf dem hübschen und ruhig gelegenen Camping unter holländischer Leitung, würden wir es in Ouzoud ohne Zweifel noch länger aushalten. Die verbleibende Marokko-Zeit möchte dagegen sinnvoll genutzt werden und gleichzeitig beginnt sich da ein gewisses Verlangen nach heimischerer Kultur zu regen! Will heissen, unsere Richtung bleibt von nun an konstant die Nördliche.

Seltsamerweise erleben wir auf einmal Situationen, die wir bis anhin in dieser Art nicht kennengelernt haben. In den Bergregionen des Mittleren Atlas häufen sich die Belästigungen von halbwüchsigen Kindern. Sie stellen sich bisweilen mitten in die Fahrbahn und weichen bis im allerletzten Moment nicht von der Stelle. Ihre bettelnde Zeichensprache für Geld, Essen und Stylos oder gar das Zeigen des Stinkefingers wirken jedes Mal befremdend auf uns. Ein Schuljunge wagt es gar, den Türgriff auf der Fahrerseite zu öffnen. Bis Barni den Sicherheitsgurt gelöst hat und ausgestiegen ist, befindet sich der Frechdachs bereits in sicherem Abstand. Glücklicherweise bilden solch krasse Vorfälle die Ausnahme, dennoch hinterlassen sie einen schalen Nachgeschmack.

Zwischen Khénifra und Azrou befindet sich das Quellgebiet des Flusses ‚Oum er Rbia’, er ist der Längste des Landes. Eine großartige Berglandschaft die wahrhaftig heimatliche Gefühle in uns weckt. Würden wir hier ausgesetzt, kämen wir nicht im Geringsten auf die Idee in Marokko zu sein. Schafherden, Wälder, grüne Wiesen und Bergseeli, derartige Sujets gehörten nicht ins bisherige Bild von Marokko. Spätestens bei den herbei eilenden Kinderscharen ist das eigentliche Marokko-Feeling sogleich wieder präsent! Für die Einen ist ein vorbeifahrendes Womo eine Sensation die sie strahlen und winken lässt. Die Anderen nehmen es leider wie beschrieben zum Anlass für die bekannten, wenig attraktiven Gesten.

 

In Azrou auf dem Camping im blühenden Obstgarten verbringen wir zur Abwechslung einen kühlen Regentag bei brrrrrr 5°-8°, voll krass!! Kein Wunder, denn der Höhenmeter zeigt 1600 m.ü.M. was man nicht vermuten würde. Das Empfinden für die Höhe täuscht in der marokkanischen Landschaft grundsätzlich ungemein, wie uns der Höhenmeter mehrfach bewiesen hat.

 

Die Königsstadt Fès erwartet uns als Nächstes, doch irgendwie hält sich die Begeisterung in Grenzen. Sowohl das Geschehen wie die Bilder in der Medina erinnern an Marrakech und unsere Lust auf das Menschengetümmel ist gewissermassen gesättigt. Dennoch lassen wir uns zu einer Besichtigung einer Gerberei inspirieren, wobei der Führer nicht wirklich überzeugt. Auf dem Camping kommt es zum Wiedersehen mit den Elsässern und ihrem „Köter“, wie sie selbst von ihrem Vierbeiner Robi sprechen! Zum dritten Mal bereits sind wir ohne vorherige Routenabsprache Nachbarn, denn auch sie sind auf dem nördlichen Pfad unterwegs.

 

Für die letzten Marokko-Tage zieht es uns zurück an die Atlantikküste, wo das Abenteuer vor gut zwei Monaten seinen Lauf genommen hat. So halten es wohl die meisten unserer Womo-Genossen. Sei es in Moulay Bousselham oder in Asilah, entweder sind Gesicht, Fahrzeug oder Beides wieder zu erkennen. Oft wird dies häufig einfach mit einem Lächeln oder Zunicken signalisiert und hinterher beginnt das Grübel+Studier-Spiel: „wo war das doch schon wieder, .....“

 

So hat alles einmal ein Ende, richtig: ausser der Wurst natürlich!

Grau und erstaunlich kühl ist der Morgen beim Erwachen in Asilah. Es kommt zur herzlichen Verabschiedung mit den Carthago-Italos, deren Weg wir ebenfalls ein paar Mal gekreuzt haben. Wer weiss, vielleicht nächstes Jahr wieder – Inshallah!

Genauso locker wie wir eingereist sind, können wir das Land wieder verlassen. Ausser dem modernen Scanner, der gleichzeitig über mehrere Fahrzeuge hinweg zieht, ist nichts von Interesse bei Zoll und Polizei. Darüber sind wir glücklich, denn immerhin ist die Möglichkeit nicht gering, dass das Heimetli vom bereitstehenden Drogenhund durchschnüffelt wird. Erst kürzlich so geschehen, wie wir aus einem Reiseblog erfahren haben. Tja, auch Schwein gehört ab und an dazu!

 

Bye bye Marokko! Bereichert mit neuen Erkenntnissen, Begegnungen und Erlebnissen, wie sie mannigfaltiger nicht sein könnten, schauen wir zurück auf den Afrika-Kontinent. Die Gefahr besteht durchaus, dass auch wir zu Wiederholungstätern werden.......

 

Rasch rückt der Fels von Gibraltar näher und schon nach einer Stunde lacht uns el sol de Espagna in Algeciras entgegen - Europa hat uns wieder.

 

ASTA LUEGO!