Die Tage in Grado vermitteln uns wahre Ferienstimmung, das vermag auch der eine extreme Dauerregentag nicht zu ändern. Trotzdem wird es Zeit für uns, piano piano die nördliche Richtung aufzunehmen. Der Zufallsgenerator führt uns nach Conegliano, das grob gesagt zwischen Udine und Mestre liegt. Ein hübscher, unbekannter Ort mit einer eindrücklichen Burganlage, die auf dem Hügel über dem Provinzstädtchen thront. Vom Turm des guterhaltenen und gepflegten Castello geniesst man einen einzigartigen Blick ins Veneto und in die Berge des Friauls. Natürlich darf auf unserer Rückfahrt nach Norden der Besuch in Venedig nicht fehlen. Vom ideal postierten Campingplatz in Mestre erreicht man mit dem Bus in nur 8 Minuten die Piazzale Roma in Venedig. Bei wundervollem Sonnenschein gehen wir genüsslich durch die Gassen und über die Brücken mit dem Ziel Academia. Vermutlich gibt es keinen Zeitpunkt, Venedig OHNE Touristen anzutreffen. So wie wir die Lagunenstadt heute erleben, könnte man es als normal bezeichnen, denn überall ist ein müheloses Durchkommen.
So gut uns die griechische Zeit auch gefallen hat, so wohl fühlen wir uns in Italien. Für uns ist auffallend, wie aufgeräumt und organisiert das Land daher kommt. Im Vergleich zu Griechenland wähnen wir uns fast schon wieder in schweizerischen Verhältnissen.
Eine NZZ-Format Fernsehsendung, die wir irgendwann noch in Griechenland gesehen haben berichtete von der traditionsreichen Locanda Lion D’Oro in Zibello, in der Emilia Romagna. Hier steht die Mamma in der Cucina und bereitet die beliebten italienischen Pasta- und Fleischspezialitäten zu. Ja und wie könnte es anders sein, die Gegend liegt für uns idealerweise fast am Weg. Geh’n wir mal hin sagen wir uns, kommt dazu dass der offizielle Gemeindeparkplatz gleichzeitig auch ein Stellplatz ist.
Insbesondere ist der Culatello di Zibello DIE Spezialität des kleinen Ortes Zibello, in der Nähe von Parma. Der italienische Schinken wird in Handarbeit aus dem Fleisch zweier schwarzer Schweinerassen hergestellt. Die Reifung des Schinkens erfolgt über 14 Monate in einer durchlöcherten Schweineblase. Am Ende entsteht definitiv eine Delikatesse, die kaum vergleichbar ist mit irgend einem guten Parmaschinken. Für uns war es wieder einmal ein Erlebnis der besonderen Art, denn die Fernsehreportage hat keineswegs zuviel versprochen. Zumindest nicht was das Essen und die Locanda als Lokal betrifft. Vielmehr enttäuschte die recht unpersönliche wohl aber professionelle Bedienung. Für sie ist klar, dass die Schweizer-Kundschaft auf Grund der TV-Sendung anreist, punkt! Ein etwas angepasster oder engagierterer Umgang mit den Gästen (auch mit den Italos) würde für eine Wiederholung durchaus mehr Freude bereiten.
Ein anderes Erlebnis der besonderen Art haben wir dafür Tags darauf auf unserer Radtour. Beim Zurückfahren von Roccobianca nach Zibello können wir tatsächlich zahlreiche Biber beobachten, die hier am kleinen Fluss ein wahres Paradiesleben führen. Vielleicht nicht ganz zur Freude aller Bewohner. Anscheinend ist das die Gegend der putzigen Tiere, doch wie uns eine Frau erzählt, treiben dieses Jahr extrem viele der geschäftigen Nager ihr Unwesen. Sie spazieren auf der Wiese zusammen mit den Enten und plötzlich verschwinden sie im Flüsschen und schwimmen mit beachtlichem Tempo davon.
Immer weiter geht’s der CH entgegen aber uns bleibt noch etwas Zeit, am Lago Maggiore das Sonnenwetter und bella Italia zu geniessen. Der Stellplatz in Maccagno kurz nach Luino bietet uns dazu perfekte Möglichkeiten. Z.B. zu Fuss auf dem Panoramaweg von Maccagno nach Luino und mit dem Schiff zurück. Für unsere verbleibenden Jakobsweg-Etappen (1800 km) benötigen wir nämlich noch ein wenig Training.
Nach den Ostertagen werden wir das einst in Konstanz begonnene Jakobs-Projekt fortsetzen und in Santiago de Compostela beenden.
Im Jahr 2010 mussten wir den Weg in La Côte St. André (Frankreich) vorläufig unterbrechen, da die An- und Rückreisezeit sich immer mehr verlängert hätte. Nun sind wir gespannt und freuen uns auf die kommenden Jakobs-Kilometer, die uns ab dort erwarten.
Mit anderen Worten, wir nehmen eine Auszeit vom fahrenden Reisealltag und sind die nächste Zeit gemächlicher (m)unterwegs.
Deshalb erfahren die „einfachmalweg-Gschichtli/-Bildli“ ebenfalls eine Pause bis zu unserer Heimkehr .
Sobald alle Massnahmen getroffen sind gilt für uns der altbekannte Pilgergruss der da heisst: ULTREIA
....... bis irgendwann im Sommer!