Schwupp hat’s gemacht und die Verabschiedungsumarmungen gehören der jüngsten Vergangenheit an. Ein kurzer Stopp and Go Aufenthalt im Zürcher Oberland und später in der Romandie, bevor wir die Schweizergrenze in Genf hinter uns lassen. Erfreulicherweise sind Sonne und angenehme Wärme unsere Begleiter, je südlicher wir fahren.
Erstmals wollen wir uns vom France Passion Führer (Private, kostenlose Stellplätze bei Winzern und Bauern) leiten lassen. Als Dank werden eigene Produkte zum Kauf angeboten, ohne dass ein Kaufzwang besteht. In St. Genest Malifaux (Departement Haute Loire) finden wir schließlich zum Bauernhof, auf den Stellplatz der Familie Margot. Sehr freundlich werden wir im gepflegten Hofladen empfangen. Der Einkauf von frischen Eiern und selbstgemachter Erdbeerkonfitüre sind denn unsere Übernachtungsgebühren.
In diesen Tagen bewegen wir uns auch in Gegenden, durch die uns vor ein paar Monaten der Jakobsweg führte. So schalten wir beispielsweise einen Halt im Städtchen Bourg Argental ein, das uns sogleich wieder vertraut ist.
Als ständiger Begleiter ist der Sonnenschein mit dabei! Wir sind uns so richtig bewusst, dass wir nicht nur Sonnen- sondern auch Glückskinder sind. Was gibt es Schöneres, als dem bevorstehenden Winter zu entfliehen und die spätsommerliche Wärme im Süden einzufangen. Unser Winterziel ist das für uns noch unbekannte Portugal, solange jedoch die Temperaturen auf dem Weg dahin mitspielen, lassen wir uns Zeit. In unserem Leben bleibt es vorläufig dabei: der Weg ist das Ziel, egal ob zu Fuss oder auf den Rädern!
In Mende, dem Hauptort des Departements Lozère peilen wir den Stellplatz an, der direkt neben der historischen Notre Dame-Brücke liegt. Wir staunen nicht schlecht ob dem Andrang der hier herrscht, denn wir ergattern einen der letzten freien Plätze. Kein Wunder, wie wir später feststellen, Mende besitzt ein hübsches kleines Altstadtherz, das reihenweise Besucher anlockt.
Unsere Fahrt bringt uns weiter nach Südwesten durch die kurvenreiche, abenteuerliche Schlucht des Flusses Tarn, die Teil des Parc National des Cévennes ist. Ein landschaftlicher Genuss mit fahrtechnischen Herausforderungen im Falle von Gegenverkehr und so .... Ich bin jedenfalls nicht eben unglücklich dass es nicht mein Fahrerpart war!
Auf dem sympathischen Campingplatz In Aguessac (Region Midi-Pyrénées) bleiben wir unverhofft für drei Tage hängen, idyllisch liegt er direkt am Tarn. Wir machen eine aktive Ruhepause zwecks Radausflug nach Millau und eine Wanderung ins „Totehosen-Dorf“ Compeyre. Dafür bietet sich von hier ein prächtiger Ausblick bis zum Campingplatz. Da wir fast die einzigen Gäste auf dem Platz sind, probieren wir einen ersten Gehversuch auf der gespannten Slackline – ja mit der Balance ist das so eine Sache! Üben, üben wäre angesagt, doch so lange haben wir jetzt auch nicht Zeit!!
Das Tal des Flusses Tarn führt von Millau nach St. Rome de Tarn und ist in der Karte als sehenswerte Strecke eingezeichnet. Kein leeres Versprechen, wie sich schnell herausstellt. Man wähnt sich glatt in Kanada bei so viel wilder Naturlandschaft, die im herbstlichen Farbenkleid eine besondere Augenweide ist.
Im Städtchen St. Affrique gibt es später eine Pause, ohne dass wir einen einzigen Afrikaner gesehen haben!!! Bis dahin wussten wir auch nicht, dass es in Frankreich ein „heiliges Afrika“ gibt. Seinen Namen verdankt der Ort tatsächlich dem Heiligen Affrique, der im 6. Jahrhundert dort starb. Zugegeben, die Wahnsinnsentdeckung ist es nicht, aber wir sind dagewesen – auf dem Weg nach Portugal.
Bis bald, wir melden uns!