Von Otranto (Apulien) durch Kalabrien nach Siracusa (Sizilien)

 Schon beim Aufstehen zeigt das Display 14° Aussentemperatur, da kommt Freude auf. Erstmals entfällt das Heizen am Morgen. Nach 3 Nächten hier in Otranto wollen wir heute nach Gallipoli weiterfahren. Zuvor skype ich mit Apple Deutschland. Für die freundliche Dame ist mein Anliegen leider eine Nummer zu gross oder mindestens mangelt es am Interesse. 

 

Auf der Küstenstrasse fahren wir dem Stiefelabsatz entlang und dabei bieten sich Landschaftsbilder vom Feinsten. Sie erinnern uns an den Cornwall, an Korsika oder an die Normandie, traumhaft bei so herrlichem Sonnenschein. Feigenkakteen gehören hier offenbar fest zu dieser Gegend, mehr davon haben wir bisher nur in Arizona gesehen. Und immer wieder die bereits soviel erwähnten Olivenbäume – unglaublich. Der südlichste Ort vom Absatz ist Leuca mit dem Leuchtturm. Dies bleibt aber auch der einzige Grund für einen Halt (ausser der ahnungslosen Sonnenanbeterin .... )!

 

Und wieder ist das Tor des gesuchten ganzjährigen Stellplatzes geschlossen in Gallipoli. Nachdem wir glücklicherweise noch die angeschlagene Telefonnummer anrufen, öffnet sich wenig später der Sesam des Agricamper Torre Sabea. Ganz nebenbei sorgt Barni wieder einmal für Aufsehen, diesmal bei der Polizei. Sie muss nämlich ausrücken, weil er beim geschlossenen Ristorante am Strand durchs Fenster seinen Gwunder stillte, was scheinbar den Alarm ausgelöst hat! Und schon kurven die Carabinieri in rasanter Fahrt daher, wie wir aus einiger Distanz beobachten können ....

 

Der Besuch von Gallipoli erfüllt unsere Erwartungen leider nicht ganz, offensichtlich waren sie zu gross. Am Meisten beeindruckt die Lage und die Anordnung dieses historischen Ortes. In der lebendigen Reisezeit erstrahlt auch hier alles im völlig anderen Licht beziehungsweise wird Vieles überstrahlt. Wir sind dennoch zufrieden mit dem Tag, haben wir uns doch immerhin gute 2-3 Stunden bewegt. Das nebenbei immer noch bestehende Flash Player Problem beschäftigt mich jeweils in den Abendstunden weiter. Dass ich damit gemäss den Internet-Recherchen nicht allein bin, bringt mich auch nicht weiter.

 

Zum Glück gibt es zwischendurch Abwechslung mit anderen Herausforderungen. Beispielsweise wenn ich unser Haus nach Barnis Lots-Anweisungen zur Entsorgungsstation manövrieren muss. Dies bietet mir Gelegenheit, mit der mir noch nicht so vertrauten Dimension umzugehen. Tja, die Sicht vom Fahrersitz fühlt sich bei Hindernissen auf allen Seiten definitiv anders an. Von Gallipoli steuern wir Kalabrien an, trotz der schlechten Strasse weiter der Küste entlang. Das Meer ist in ziemlicher Wellenaufruhr, denn es herrscht was weiss ich welche Windstärke. Genau das erfreut die Herzen der Kitsurfer und Surfer und wir beobachten sie kurze Zeit. Genial wie sie ihre Geräte im Griff haben, sehr eindrücklich.

 

Danach wechseln wir auf die komfortable, butterweiche Schnellstrasse Richtung Taranto! Plötzlich leuchtet die Störungslampe für die Pneumatik auf, was bereits auf der Fahrt nach Otranto schon einmal vorgekommen ist. Sie erlischt jeweils wieder, wir vermuten eine elektronische Fehlanzeige. Möglicherweise sind auch dafür die heftigen Erschütterungen verantwortlich, keine Ahnung. Orangen- und Zitronenbäume in Form von riesigen Plantagen säumen die SS101 und bieten ein abwechslungsreiches, farbenfrohes Landschaftsbild.

 

Die Anfahrt zum Campingplatz in Corigliano (Kalabrien) ist etwa das Übelste was wir bisher gesehen haben. Streunende Hunde durchwühlen die Abfallberge am Strassenrand, die reine Katastrophe. Immerhin, der Übernachtungsplatz ist zufriedenstellend inkl. dem gesprächigen Nachbarn aus dem Norden Deutschlands, ein ehemaliger Fernfahrer.  Wilde, unansehnliche Katzen fühlen sich unter unserem Heim offenbar wohl und beziehen dort ihr Nachtlager.

 

Unser Weg führt weiter entlang der Südküste Kalabriens mit dem nächsten Ziel Badolato Marina. Barni hofft, dort seinen ersten Arbeitskollegen Gallelli Vittorio anzutreffen oder zumindest etwas über ihn zu erfahren. Mit ihm verbinden ihn besondere Erinnerungen aus den Anfängen seiner Lehrzeit. Darüber hinaus ist Badolato die Partnergemeinde von Wetzikon, ein Besuch ist deshalb für uns langjährige Wetziker-Steuerzahler eh unerlässlich! Die Bilder die sich uns auf dem Weg dorthin bieten ist die traurige, abstossende Geschichte mit dem Abfall! Wo Berge sich erheben, grauenhaft und unvorstellbar wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht. In Cariati haben wir einige Eindrücke festgehalten. Erstaunlicherweise gibt es ab und zu Gemeinden, die das Problem im Griff haben und den Ort ganz gepflegt erscheinen lassen. Beim Anblick der gelben Blumenwiesen, den Orangen-, Zitronen und Olivenbäumen oder den unendlichen Reben erholen sich unsere Augen und Gedanken jeweils wieder! Wie so oft sind wir auch auf dem Camping in Badolato Marina die einzigen Gäste. Der Capo überlässt uns ein WC mit Dusche zur Alleinbenützung! Die winterliche Unordnung rundherum stört uns nicht gross. Eigentlich sieht der Winterschlaf der meisten Campinganlagen eh immer aus, als ob er eben erst gestern begonnen hätte. Ordnung oder Ästhetik sind allgemein keine Themen, mindestens nicht in diesem Zusammenhang. Das Rauschen des Meeres zum Einschlafen ist dafür im Preis inbegriffen......

 

Auf unserem Ausflug radeln wir von Badolato Marina nach Badolato Borgo, das auf 240 Meter über Meer liegt und heute nur noch 200 Einwohner zählt (einst waren es 3000). Puste und Beinkraft sind gefragt. Gleichzeitig ist es der volle Genuss, die Zitronen- und Orangenbäume aus nächster Nähe zu sehen und den Duft der gelben Blümchen einzuatmen, er erinnert an unsere Maiglöckchen. Auf der Rückfahrt, die als Schussfahrt ein besonderer Leckerbissen ist, kann ich der Versuchung nicht widerstehen. Barni ist das ausführende Organ und sorgt dafür, dass wir baumfrische Zitronen in der Früchteschale haben, ui ui!! Der gesuchte Vittorio allerdings ist bislang unauffindbar geblieben. Leider bekommt Barni von niemandem die erhoffte, freudige Auskunft zum Verbleib seines ersten, bedeutenden Arbeitskollegen. Dennoch verbringen wir hier zwei angenehme und sowohl spannende wie entspannende Tage. Natürlich bleibt die Fotosession mit der speziellen Ortstafel am Ortseingang nicht aus - Ehrensache.

 

Es ist soweit, auf geht’s heute nach Sizilien, wir packen zusammen und hoffen der Capo kommt bald vorbei und öffnet uns das Tor. Passt perfekt, er kommt mit seinem versprochenen Besucher vorbei. Leider weiss auch er nicht wirklich etwas über den gesuchten Vittorio. Es hat nicht sollen sein, schade.

 

Wir wählen wiederum die Küstenstrasse bis nach Villa San Giovanni kurz nach Reggio di Calabria, wo wir die Fähre nach Messina nehmen wollen. Die Fahrt ist von abwechslungsreich was die Aussicht dem Meer entlang betrifft, bis manchmal sehr chaotisch was eher die südlichen Verkehrsteilnehmer angeht. Bislang habe ich hauptsächlich die Strassenzustände angesprochen, doch die Fahrweisen und das (nicht) Beachten der Verkehrsregeln wird mit jedem Kilometer weiter südlich immer wieder getoppt, unglaublich. Die Geschwindigkeitstafeln oder Sicherheitslinien sind in erster Linie da um sie ausser Acht zu lassen. Die Fähre in Villa San Giovanni verkehrt im Stil von Meilen-Horgen, nämlich hinfahren, drauffahren und nach 20 Minuten ist Sizilien Tatsache für uns. Auf der Autostrada erreichen wir um 16.00 Uhr Giardini-Naxos, das etwa 5 Kilometer nach Taormina liegt. Erstmals bietet sich uns auf den 3 Stellplätzen, die unmittelbar nebeneinander liegen ein ungewohntes Bild. Anders gesagt, wir sind froh dass wir überhaupt einen freien Platz erhalten im Eden Camping. Es leben die Camper aus Deutschland, Italien und der Schweiz oder Schweden oder ....  Viele von ihnen sind bereits seit Oktober hier und bleiben noch bis im Mai. Wir haben Glück und der Capo dirigiert uns zwischen die Pfefferbäume. Wir sind definitiv dort gelandet wo der Pfeffer wächst ...

 

Ich verbringe weitere nächtliche Stunden, um dem noch ungelösten Flash Player Installationsproblem auf die Spur zu kommen, ohne wirklichen Erfolg.

 

Doch auf Sizilien läuft es plötzlich ganz anders! Da fahren am Morgen um halb neun der Bäcker und der Orangenverkäufer hupenderweise auf dem Campingplatz ein. Und siehe da, für mein Flash-Player Problem hat mir ein netter Apple-Mitarbeiter per Skype erfolgreich Support gegeben, so dass ich die Bildergalerie unserer Webseite wieder bearbeiten kann. Juhui, das bedeutet für mich ab sofort keine schlaflosen Nächte mehr!

 

Per Bus besuchen wir das benachbarte Taormina – übrigens auch de Busschauffeur kümmert sich nicht um das Stoppsignal und fährt munter weiter......

 

Allein Taormina ist die Fährüberfahrt nach Sizilien wert. Wir sind begeistert von diesem imposanten Ort hoch oben auf Berg mit einer unbeschreiblichen Aussicht auf das Meer bis hinüber zum Festland. Noch sind nur wenige Touristen zu finden hier, nicht auszudenken was sich in der Saisonzeit abspielt.

 

Die Nachbarn zu unserer Rechten kommen von Bassano del Grappa und sind seit November auf Sizilien unterwegs. Die redselige Franca und Giorgio geben uns zahlreiche Tipps von lohnenswerten Orten entlang der Südküste bis Palermo. Ihr Wohnort in Bassano ist 200 m vom Stellplatz entfernt, wer weiss vielleicht machen wir dort ja mal Halt.

 

Wir erfahren, dass man heute Nacht die Lava des Aetna leuchten sieht. Und wie, wir können das Schauspiel gar von unserem Schlafzimmer aus beobachten. Wie uns die Nachbarn erzählen soll es vorkommen, dass es hier auf dem Platz die schwarzen Steinchen auf die Wohnmobile regnet, was nicht so wirklich toll ist.

 

Hier auf dem Platz wird effektiv bewusst, wie viele „Reisende“ es gibt, die diese Lebensweise schon länger praktizieren, und nicht immer ist in der Heimat noch eine Bleibe vorhanden. So können wir „Greenhörner“ von den mitteilsamen Artgenossen und ihren Erfahrungen auch profitieren.

 

Brucoli ist ein solcher Ort, der uns von verschiedenen Personen unabhängig empfohlen wird. Wir können dies nur bestätigen, ein reizender Platz direkt am Meer und wieder mit Sicht auf den Aetna, nur aus grösserer  Entfernung. Wir unternehmen einen kurzen Rundgang durch den kleinen Hafenort, der scheinbar seit 20 Jahren stehen geblieben ist. Einem alten Fischer können wir zusehen, wie er die Fischernetze repariert oder sie neu erstellt, die absolute Geduldsarbeit. Sein zufriedener,  strahlende Gesichtsausdruck in meine Kamera verrät eindeutig, dass die Welt hier in Ordnung und für ihn kein anderes Leben vorstellbar ist. Das Artischocken rüsten an der Sonne ist die reine Freude. Die super frischen Früchte zu präparieren und sich auf die Delikatesse zu  freuen, was gibt es Schöneres. Sehr spät, kurz vor der Nachtruhe gesellt sich dann noch völlig unerwartet Herr „Frust“ zu mir, in Form eines Festplattenproblemes, das mich/uns in den folgenden Tagen noch ziemlich beschäftigen sollte .....

 

Das morgendliche Bild aus dem Küchenfenster bleibt unvergesslich. Der Aetna, er scheint sich hauptsächlich in Wolken gehüllt wohl zu fühlen, zeigt sich heute erstaunlich freizügig und lässt sich gerne ablichten. Gut wenn man die Gelegenheit gleich packt, denn die Offerte ist nur von kurzer Dauer.

 

Unsere GB auf der Internet-SIM-Karte sind inzwischen aufgefressen sprich aufgebraucht mit der fehlgeschlagenen Neuinstallation meines Programmes, da bleibt die Stimmung aus! Der 6 km entfernten Stadt Augusta wollten wir ohnehin einen Besuch per Velo abstatten, und so verbinden wir dies mit der Suche eines Vodafone-Shops um Gigas zu erstehen. Die Begeisterung der Stadtbesichtigung hält sich später in Grenzen, was wohl nicht nur an Augusta liegt ..... Immerhin finden wir auf Anhieb den gesuchten Laden. Mit dem Aktivieren der neuen SIM-Karte steht auch schon das nächste Problem an, es will nicht funktionieren. Möglicherweise liegt es auch an der schwachen Signalstärke von unserem Standort. Kein Internet möglich, der MAC der nur den Bildschirm mit dem Dienstprogramm aufweist und zu guter Letzt setzt am Abend starker Regen ein – Frust pur. Hätte ich, wie es sich gehört meine Backups laufend gemacht, wäre die Sache längst ausgestanden mit einer Wiederherstellung. Leider kann ich lediglich den Stand vom 15.2.14 holen, was mit erheblichem Datenverlust verbunden wäre. Es bleibt deshalb nur die Neuinstallation und sich in Geduld üben, bis WIFI frei verfügbar ist, irgendwo ....

 

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel, das ist doch schon mal was. Damit hätten wir nach den intensiven Regengüssen am Vorabend nicht gerechnet.

 

Wir starten Richtung Siracusa, das ca. 40 km nördlich liegt und steuern den von mehreren Nachbarn in Giardini-Naxos empfohlenen Übernachtungsplatz am Hafen piccolo an. Dort angekommen finden wir zahlreiche Artgenossen mit Womos vor. Beispielsweise der gesprächige Walliser aus Sierre, der bereits seit 10 Tagen kostenlos hier steht. Seine Frau ist nur kurz in die Schweiz zurückgeflogen für die Steuererklärung! Die Italos zu unserer Linken hausen gar seit 4 Monaten hier im Hafen was in der Winterzeit völlig unproblematisch ist, obschon es an sich verboten wäre. Die Carabinieri drehen ihre Runden ohne irgendwelche Einwände.

 

Siracusa ist mehr als ein Besuch wert, wir sind äußerst angetan von dieser gepflegten Altstadt, wo nirgends Abfall zu sehen ist. Von unserem Walliser-Freund erfahren wir die Erklärung dazu. Ähnlich wie in Singapur sind die Bussen massiv, wenn man beim Entsorgen auf der Strasse erwischt wird. Wir verschaffen uns einen ersten Eindruck bei Sonnenschein und besuchen die imposante Piazza Duomo und die Kathedrale mit der griechischen Baukunst. Einfach nicht zu fassen, was damals erbaut und noch heute besichtigt werden kann.

 

Vor allem der Stadteil Ortigia, der eine Halbinsel bildet darf keinesfalls verpasst werden oder der Besuch des Kastells, von wo man eine prächtige Aussicht zur Küste und zum Hafen grande hat.

 

Ach ja, das lässt die aktuellen, elektronischen Herausforderungen fast völlig vergessen, so schön. Kein WIFI hier, weiter warten und dafür ganz unbeschwert zu einem spannenden Buch greifen und dazwischen einen Brotteig kneten. Immerhin haben wir wieder Internetverbindung mittels dem Huawei-Stick - nachdem ich die SIM-Karte korrekt eingesetzt habe ........

 

Eine Abendstimmung zum Verlieben direkt vor der Nase, das sind wunderbare Freiheitsgefühle. Dagegen ist es eher ungewohnt, wenn die Nachtruhe pünktlich um Mitternacht durch die Müllabfuhr gestört wird. In Siracusa findet täglich der Markt statt – und wie! In der Schweiz findet man höchstens an der Chilbi den Börner-Raffelverkäufer, der ähnlich laut sein Ware anbietet. Teilweise habe ich das Gefühl, sie schreien sich die Lunge aus dem Leib. Herrlich einladende Gemüse, Früchte, Fische, Gewürze, man kann sich kaum satt sehen an den farbenfrohen Prachten. Das Schönste daran ist, dass beim Bezahlen nur ausnahmsweise mehr als ein Euro verlangt wird. Die marktfrischen Bohnen werden anschliessend gleich gerüstet und als Vorrat vorbereitet für das Gefrierfach.